Jörn Hedtke a.k.a. kronstädta

Für das Crossculture-Projekt in der Jugendstrafanstalt arbeitet aufBruch intensiv mit dem Musiker und Workshopdozenten Jörn Hedtke a.k.a. kronstädta von „GittaSpittaPlattform“ als Projektleiter für die künstlerische Umsetzung zusammen. Jörn Hedtke hat auch die künstlerische Konzeption der vorliegenden Projektidee, Schuberts “Winterreise” als Rap-Song-Zyklus mit qualifizierenden und produktorientierten Bausteinen aus HipHop, Tanz, Film und Theater im Jugendstrafvollzug umzusetzen, entwickelt.

Als Texter, Vocal- und Textcoach, Komponist, Arrangeur, Produzent, Beatbastler, Studio- und Livemusiker bzw. Workshopleiter arbeitete er u.a. mit bzw. für Nina Hagen, H-Blockx, diversen Universitäten, (Hoch)schulen und Jugendzentren, war an zahlreichen Projekten im Bereich (HipHop-) Hörspiel, (HipHop-) Schauspiel und (HipHop-) Oper beteiligt (z.B. für WDR, Deutschlandfunk, Arte, ZDF, Komische Oper Berlin, Stadttheater Freiburg) und produzierte Filmmusiken.

Seit 2006 war er im Auftrag des Goethe-Instituts auf Workshop-Tourneen für Deutsch-Schüler und deren Lehrer (in diesem Fall ist das musikalische Texten ein effektives Werkzeug der Sprachvermittlung) in Malaysia, Singapur, Neuseeland, Südafrika, Brasilien, Chile, Bolivien, Usbekistan, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Russland, Polen, Ungarn, Tschechien, Finnland, Norwegen, Schweden, Dänemark, England, Schottland, Irland, Belgien und den Niederlanden.

Seit 2005 arbeitet kronstädta als Coach, Produzent und Manager mit (ehemaligen) Insassen der Jugendstrafanstalt Berlin, betreut die KnastRapCrew “GittaSpitta”, die neben zahlreichen absolvierten Liveshows im Strafvollzug bereits einen CD-Tonträger und diverse Musikvideos draußen veröffentlicht hat und organisiert deren musikalische Verwertung.

Seit dieser “ersten Generation KnastRap” (EU-Projekt MEMBER „Interkulturelle Kompetenz in der Berufsbildung“, aus dem die Gruppe GittaSpitta hervorging) gab es etliche effektive Bildungsmaßnahmen und der Resozialisierung dienende Aktivitäten in Berliner Haftanstalten, die kronstädta gemeinsam mit der Pädagogin und Dozentin Birgit Lang aus der JSA Berlin initiierte, leitete, durchführte oder mitbetreute.
In enger Zusammenarbeit mit Frau Lang wurden einige interkulturelle Bildungs- und
Qualifizierungsmodule entwickelt, erprobt und mit immer neuen teilnehmenden Häftlingen
umgesetzt:

  • berufsorientierende Workshops zum Thema Musikproduktion, Eventplanung, Film- und Videodreh etc. – die damaligen Teilnehmer machen mittlerweile eine Ausbildung zum Mediengestalter Ton und Bild.
  • produktorientierte Workshops mit Musikproduktion zur Förderung interkultureller Kompetenz, u.a. mit CD-Präsentation und Abschlusskonzert zum “Internationalen Tag gegen Rassismus”.
  • PeerEducation – mittlerweile haben bereits einige junge Dozenten “ihr Hobby zum Beruf” gemacht.
  • „Quartett der Diktatoren“: Schreibwerkstatt / Workshop für kreative Textproduktion mit Schwerpunkt auf geschichtspolitischer Bildung, Perspektivwechsel und szenischem Rollenspiel.
  • Schreibwerkstatt-Projekte, z.B. “Religionsvielfalt, Liebe und Toleranz”.
  • Begegnung und (kultureller) Austausch mit Jugendlichen aus der Bronx / N.Y. (dem Ursprung der HipHop-Bewegung) in Kooperation mit den  Straßensozialarbeitern von “Gangway / Straßensozialarbeit in Berlin e.V.”
  • Theorie- und Praxis-Workshops zum Thema “Parallelen von Rap und anderen textlich/sprachlich/musikalischen Kunstformen in der deutschen Kulturgeschichte” (Minnegesang, Moritaten, Ballade etc.) als Horizonterweiterung, textlich-sprachlicher Qualifizierung und Öffnung gegenüber anderen Kulturbereichen (z.B. Klassikern aus Literatur, Musik und Kunst).
  • „Legal Leben“: Workshops an Schulen, Auftritte, eine Videoproduktion zum Thema „Legal leben“, Interviews mit Politikern; in Zusammenarbeit mit “Gangway / Straßensozialarbeit in Berlin e.V.” sowie gemeinsame, parallele Durchführung von HipHop-Projekten im und außerhalb des Gefängnisses.

Unter dem Namen “GittaSpittaPlattform” bauten Birgit Lang und kronstädta eine Bildungs- und Qualifizierungsstruktur auf, die HipHop als Medium zur (Re)sozialisierung, Gewaltprävention und als Sozialkompetenztraining einsetzt und im Bereich Übergangsmanagment mit “Gangway / Straßensozialarbeit in Berlin e.V.” kooperiert. Durch eine greifbare Qualifizierung kümmert sich “GittaSpittaPlattform” um die Nachhaltigkeit der im Jugendstrafvollzug begonnenen Aktivitäten: Häftlinge werden z.B. zu Peergrouptrainern oder Nachwuchs-Workshopdozenten ausgebildet und in
Jugendzentren und Schulen eingesetzt.

Neben seiner Workshopleitertätigkeit (zum Beispiel an der Humboldtuniversität Berlin und der FH Stralsund) ist Jörn Hedtke Dozent an der Georg-Simon-Ohm Hochschule in Nürnberg im Lehrbereich Kultur-Ästhetik-Bewegung in der Sozialen Arbeit.

 

GITTASPITTA

HipHop-Plattform für Inhaftierte in der Jugendstrafanstalt Berlin

Die mittlerweile draußen professionell arbeitende ehemalige KnastRapCrew “GittaSpitta” entstand 2005 im Rahmen der EU-Entwicklungspartnerschaft MEMBER, Teilprojekt 5 (Bestandteil der Gemeinschaftsinitiative EQUAL), deren Zielsetzung die Förderung “Interkultureller Kompetenz in der (vor)beruflichen Bildung im Strafvollzug“ war. Hierbei handelte es sich um eine innovative Methode des “embedded learning”. Auf der Basis des Fachkonzeptes der Bundesagentur für Arbeit wurden verschiedene didaktische Medien für die Berufsvorbereitung entwickelt und erprobt. Die MEMBERTeilprojekte konzentrierten sich auf innovative Ansätze in spezifischen Handlungsfeldern, wie zum Beispiel die Förderung von Schlüssel-, Basis- oder interkulturellen Kompetenzen sowie die Auseinandersetzung mit Rassismus und Rechtsextremismus.

Die HipHop-Plattform „GittaSpitta“ war eine zentrale Säule der Aktivitäten im Rahmen des Teilprojektes 5 „Interkulturelle Kompetenz in der Berufsbildung“ und steht für die  konsequente Verbindung von pädagogischen, qualifizierenden Elementen mit professioneller Musikproduktion.
GittaSpitta setzte als kreative HipHop-Plattform an den Interessen der jungen Strafgefangenen an, die oft eine hohe Affinität zur Musik und Event-Wirtschaft haben, deren berufliche Orientierung in diesem Bereich aber noch diffus ist. Neben der beruflichen Orientierung und Qualifizierung ging es auch um die Vermittlung von persönlichen und sozialen Kompetenzen, Perspektiven für die Freizeitgestaltung
und die Sensibilisierung für die kulturelle Vielfalt der Gesellschaft.
“GittaSpitta“ gaben mehrere Konzerte auch in anderen Haftanstalten. Sie produzierten gemeinsam mit Jörn Hedtke a.k.a. kronstädta und auf Basis selbst geschriebener Texte etwa 20 Titel, von denen einige, zusammen mit zwei Videoclips, auf einer CD erschienen sind. Drei Videoclips wurden über das Internet publiziert, „GittaSpitta“ waren zudem Thema mehrerer öffentlicher Veranstaltungen. Die begleitende Pädagogin des Teilprojektes Birgit Lang wurde als „Innovativste Dozentin Deutschlands“ ausgezeichnet und das Projekt wurde vom EU-Kommissar Vladimír Špidla besucht. Mehrere Mitglieder von „GittaSpitta“ sind inzwischen nach ihrer Haftentlassung als HipHop-Trainer tätig.