Durch die Fusion der unterschiedlichen Medien und Kulturbereiche und in der  Konfrontation der so genannten Hochkultur mit der Subkultur des Straßenraps erfahren die Jugendlichen eine zusätzliche Horizonterweiterung. Gerade hier liegt das relevante interkulturelle Vermittlungspotential und bildet in der Mischung der Kulturformen und Medien, der Kombination der unterschiedlichen Migrationshintergründe der inhaftierten Teilnehmer und der Dozenten sowie den textinhaltlichen Themen der einzelnen Lieder selbst eine umfassende soziale Integrationsmöglichkeit.

Anhand der “winterREISE” setzen sich die Teilnehmer mit den Themen “Migration” und “Romantik” musikalisch, textinhaltlich und inszenatorisch auseinander und thematisieren die jeweiligen Aufführungspraktiken der vordergründig antagonistischen kulturellen Kunstformen “Liederabend / Musiktheater” und “HipHop-Konzert“.

Wesentliches Ziel des Projektes besteht darin, den Jugendlichen während des Vollzuges in der künstlerisch-kreativen Betätigung eine sinnvolle alternative Freizeitbeschäftigung aufzuzeigen, die sie auch langfristig, nach ihrer Entlassung, weiterentwickeln können, zum Beispiel durch Workshops für und mit anderen Jugendlichen im Rahmen ehrenamtlicher Aktivitäten.

Für diejenigen Teilnehmer, die sich als besonders talentiert, leidenschaftlich und diszipliniert herausstellen, besteht zudem ganz real die Möglichkeit, nach ihrer Entlassung das durch das Projekt entdeckte Talent zum späteren Beruf auszubauen. In diesen Fällen fungieren die Dozenten und partnerschaftlich assoziierten Institutionen als Mentoren, Begleiter und Berater, die über den notwendigen Praxisbezug verfügen und geeignete Kontakte vermitteln und in die Wege leiten können.

Parallel zur konkreten beruflichen Orientierung entwickeln die teilnehmenden Inhaftierten über die sprachlich-textliche und musisch-kreative Auseinandersetzung im Rahmen der Arbeitsgruppen im Projektverlauf grundlegende Sozialkompetenzen: Teamfähigkeit,  Aggressionskontrolle, Sprachkompetenz, Toleranz gegenüber dem Arbeitspartner,  Sensibilisierung für die Chancen der kulturellen Vielfalt, Durchhaltevermögen, Verbindlichkeit, Zuverlässigkeit und Kontinuität, Disziplin, Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit, Perspektivenübernahme und Empathievermögen.
Über Bewegungsübungen, Körperarbeit und reale Erfolge auf der Theaterbühne oder im fertigen Musikclip werden persönliche Schlüsselerlebnisse im Bereich von eigener Selbstsicherheit, Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen erzielt; in Schreibworkshops und während des Songwritings wird zudem die eigene Ausdrucksfähigkeit geübt und in kreativer Form eine Auseinandersetzung mit der traditionellen deutschen „Hochkultur“ bewirkt, die ein interkulturelles Verständnis erschafft.

Diese positiven individuellen Erfahrungen bewirken eine Optimierung in der Persönlichkeitsentwicklung der inhaftierten Jugendlichen und können ihre künftigen Erfolgschancen bei Bewerbungsgesprächen, Selbstpräsentationen und ihre Strategien der Problembewältigungen in Konfliktsituationen auf dem späteren Arbeitsmarkt maßgeblich verbessern.