Umsetzung

Im Laufe der letzten Jahre hat sich im Rahmen der bereits durchgeführten Projekte eine sehr gute Zusammenarbeit mit der sozialpädagogischen Abteilung der JSA Berlin entwickelt, die die Voraussetzung für die Durchführbarkeit des dreijährigen Projektes darstellt.
Die Idee für das vorliegende Projekt entwickelte der künstlerische Leiter Jörn Hedtke aus seinen Erfahrungen mit der „Hip H’Opera Cosi fan tutti“ (einer Fusion von HipHop und Oper an der Komischen Oper Berlin, 2006) und mit “Rap des Nibelungen” (Wagner-Rap-Oper am Stadttheater Freiburg, 2010).
Beide Projekte zeigten, dass die Auseinandersetzung mit “alter Musik” für Jugendliche eine hoch spannende Reibungsfläche bietet, sich mit sich selbst, mit Fremdem, mit Musik und künstlerischen und ästhetischen Ausdrucksformen auseinander zu setzen.

HipHop dagegen steht mittlerweile für das Lebensgefühl ganzer Jugendgenerationen weltweit. Rap-Musik ist die „gemeinsame Sprache“ vieler Jugendlicher, es ist ihr Mittel und Weg, ihren Gefühlen
Ausdruck zu verleihen und sich Gehör zu verschaffen.
Darüber hinaus erweist sich HipHop von Beginn an als eine (Jugend-)Kultur, die offen ist für alle möglichen künstlerischen Einflüsse und Ideen. Respekt und Toleranz sind hierbei zentrale Begriffe und Botschaften des HipHop, ebenso wie die Gleichberechtigung der verschiedenen Ausdrucksformen. Dadurch hat jeder, je nach Talent, die Möglichkeit daran teilzuhaben – auch die
weniger Stimmgewaltigen.

In den verschiedenen Modulen lernen die teilnehmenden Häftlinge die vielfältigen Tätigkeitsbereiche und Berufsfelder mit all ihren relevanten Facetten kennen, während sie die verschiedenen Arbeitsphasen auf dem Weg zum fertigen “Produkt” durchlaufen:

  1. Schwerpunkt Text- und Musikproduktion: Text- und Musikanalyse des Originalwerkes, Konzeption, Schreibwerkstatt, Bearbeitung, Arrangement, Programmierung, Vokalaufnahme, Effektierung und Abmischung;
  2. Schwerpunkt Filmproduktion: Konzeption, Drehbuchwerkstatt, Storyboard-Entwicklung, Drehplanung, Filmdreharbeiten (inkl. Kameraführung), Tonaufnahme, Materialsichtung, Schnitt, Postproduktion;
  3. Schwerpunkt Theaterproduktion: Improvisationstechnik, Bewegungstraining, Sprachtraining, Atemübungen, chorisches Sprechen, Gesangstraining, Präsenz- und Spannungsübung, Schauspielcoaching, Regiekonzeption, Bühnenbildentwicklung und Bühnenumsetzung.

Im zehnten und letzten Modul im Herbst 2014 werden die neun Lieder bzw. künstlerischen Endprodukte schließlich im Rahmen eines “Liederabends” als Bühnenstück und HipHop-Konzert zusammen geführt und vereint vor öffentlichem Publikum und Presse aufgeführt.
Es entsteht ein ca. 60minütiger Wander-Rap-Zyklus, an dem sich die inhaftierten Jugendlichen in unterschiedlicher Form künstlerisch und gestalterisch beteiligen.

Das Projekt leistet einen sinnvollen Beitrag zur Perspektiverweiterung in der beruflichen Orientierung der Teilnehmer und vermag den Inhaftierten spielerisch am praktischen Beispiel und auch im
konkreten Unterricht diverse Medienkompetenzen zu vermitteln und sie in verbalen und nonverbalen Kommunikationstechniken zu unterweisen.