Modul 3

Einsamkeit (1827)
Musik: Franz Schubert
Text: Wilhelm Müller

Wie eine trübe Wolke
Durch heit’re Lüfte geht,
Wann in der Tanne Wipfel
Ein mattes Lüftchen weht:

So zieh ich meine Straße
Dahin mit trägem Fuß,
Durch helles, frohes Leben,
Einsam und ohne Gruß.

Ach, dass die Luft so ruhig!
Ach, dass die Welt so licht!
Als noch die Stürme tobten,
War ich so elend nicht.

“Einsam ist der, der alleine ist, der sich verschließt, vor etwas Neuem, aber auch vor alten Dingen. Es gehört dennoch dazu mal einsam zu sein, sonst kann man nicht nachdenken und abschalten.
Ich denke jeder ist selber verantwortlich, ob er einsam oder zweisam ist, ob man Freunde hat oder nicht, ob man beliebt ist oder gemoppt wird.
Ich denke aber auch, dass man manchmal nicht die leiseste Chance hat und sich sein Leben nicht aussuchen kann.
Wir brauchen Kraft, Zuversicht, Hoffnung und Freunde, Familie, um durchs Leben zu kommen.
In aller Einsamkeit sind wir alle gemeinsam einsam in dem riesigen Universum.
Die Erde ist halt auch ein verlorener Planet im All.”
(Tony)

“Ich bin einsam, wenn ich in meiner Zelle sitze und daran denke, dass meine Endstrafe erst 2016 ist, dass ich meine Familie allein gelassen habe und die ersten Schritte meines neugeborenen Bruders verpassen werde. Dann fühle ich mich sehr einsam, besonders wenn man keinen zum Reden hat und alles wie ein Staubsauger in sich hineinsaugt. Obwohl man eine starke Persönlichkeit ist, fickt einen das von innen. Aber dann muss man einfach positiv denken, um nicht kaputt zu gehen, weil alles geht vorbei! Man bereut zwar viele Dinge und was mir am meisten aufgefallen ist, dass man Dinge erst richtig schätzt, wenn man sie verloren hat. Egal wie selbstverständlich viele Sachen einem erscheinen, wenn man sie nicht mehr hat, schätzt man sie! Aber erst wenn man einsam ist, denkt man über so etwas nach; von daher kann Einsamkeit auch etwas positives sein, aber nicht auf Dauer, sonst fickt sie dich!”
(Alex)

Schubert und HipHop, Filmkunst und Blockbuster, Profis und Laien
Im dritten Modul der winterREISE schlägt das Lied Einsamkeit den Bogen zwischen der sogenannten Hochkultur und der gegenwärtigen Jugendkultur. Seit Anfang September arbeiten professionelle Filmemacher mit einer sechzehnköpfigen Gruppe von Inhaftierten der Jugendstrafanstalt Berlin an der Entstehung von zwei Kurzfilmen. Dabei setzen sich die strafgefangenen Jugendlichen nicht nur intensiv mit dem Thema Einsamkeit auseinander, sondern erwerben sowohl kinematographische Kenntnisse als auch grundlegende filmtechnische Fertigkeiten im Bereich Ton, Kamera, Schnitt und Schauspiel. Somit sind die in Entstehung begriffenen Filme von der Geschichtsentwicklung bis zur Postproduktion sowohl eine kollektive als auch persönliche Arbeit der Inhaftierten.

Filme zum Anschauen:

GemEinsamKeit 

Einsame Zeiten

Habibi

Filmschaffende
Alex, Brain, David, Jason, Jeffrey, Jihad, Kevin, Khaled, Mehmet, Paul, Rico, Sadam, Sandro, Sven, Tony

Leitung
Jörn Hedtke a.k.a. kronstädta, Sibylle Arndt

Dozenten
Neelesha Barthel, Hüseyin Yildiz, Benjamin Tholen
Stephan Blosche, Kolja Brandt, Sergio Gazzera, Phong Giang, Daniel Griese, Felix Leiberg, Roswitha Schmaltz, Jörg Schreyer, Nelson Smith, Jeanette Wagner

Team
Birgit Lang, Sabrina Schneid, Josephine Carol, Corina Klein, Carolin Forkel

Presse zum Filmmodul