Modul 1

MAX UND MORITZ. EINE WINTERREISE

Eine Theater-Produktion von aufBruch in der Jugendstrafanstalt Berlin

Max und Moritz machten beide,
Als sie lebten, keine Freude:
Bildlich siehst du jetzt die Possen,
Die in Wirklichkeit verdrossen,
Mit behaglichem Gekicher,
Weil du selbst vor ihnen sicher.

Das Schicksal der beiden bösen Buben Max und Moritz kennt jeder. Angesichts des unverbesserlichen Bürgerschrecks gibt es für die braven Bürger in Wilhelm Buschs Bildergeschichte nur den Ausweg, die beiden zu zerhäckseln. Heute werden unverbesserliche Buben weggeschlossen und mit viel Aufwand von therapeutisch und pädagogisch geschultem Personal auf den rechten Weg gebracht. Wilhelm Busch erkannte lange vor Freud, dass das Kind ein hemmungsloses Triebwesen ist, das keine Rücksicht kennt. Doch ab wann ist ein Heranwachsender juristisch zur Verantwortung zu ziehen für seine Taten? In dem Jugendstück „Stones“ wird ein authentischer Fall geschildert: Ein Autofahrer, der mit Steinen beworfen wurde, kommt zu Tode. Die Täter waren zwei minderjährige Jungen. In der Gegenüberstellung von „Max und Moritz“ mit „Stones“ scheint eines unveränderlich: Aus Streichen kann blutiger Ernst werden, aus Spaß ein Verbrechen – damals wie heute.

Die Inszenierung war der Auftakt des dreijährigen Cross-Culture-Projekts “winterREISE” in der Jugendstrafanstalt Berlin. Franz Schuberts gleichnamiger romantischer Lieder-Zyklus aus dem Jahr 1827 lieferte die Themen und die musikalische Rahmung der Inszenierung und bot eine Vielfalt an Motiven für die Auseinandersetzung der Inhaftierten mit ihren persönlichen Erfahrungen mit Einsamkeit, Ausgrenzung, Intoleranz, Fremdenfeindlichkeit, Hass und Hoffnung, verbunden mit der Frage nach Schicksal und Schuld und der Suche nach Sinn und Halt im Leben.

Die jugendlichen Inhaftierten trainierten unter professioneller Anleitung in einem achtwöchigen Probenprozess die Umsetzung der aufBruch-Collage aus den Bubenstreichen und dem zeitgenössischen Drama. Sowohl die szenische, chorische, musikalische als auch choreografische Arbeit forderte die Authentizität der jungen Spieler heraus.

Aber das bedenke stets:
Wie man’s treibt, mein Kind, so geht’s.
Wilhelm Busch

Es spielte das Gefangenenensemble von aufBruch in der Jugendstrafanstalt Berlin: Casanova, Ciko, Fayez-44, Fremd, Kurdi 49, Mehmet, Nader, Sali, Samir, Welat

Künstlerisches Team: Peter Atanassow (Regie), Jörn Hedtke a.k.a. kronstädta (musikalische Leitung), Sibylle Arndt, Holger Syrbe, Anne Schaper-Jesussek, Raphael Hillebrand, Jörg Mihan, Carolin Forkel, Anna Galt, Christopher Scheichen-Ost, Julia Kleinknecht, Alexander Atanassow

Premiere: Montag, 12. März 2012 um 17.30 Uhr 
Vorstellungen: 14., 16., 21. und 23. März 2012 jeweils um 17.30 Uhr
Letzter Einlass zu allen Vorstellungen ist immer um 17.15 Uhr.
Dauer: 60 Minuten. Im Anschluss besteht die Möglichkeit zum Publikumsgespräch.

ZUM TRAILER “Max und Moritz. Eine Winterreise”

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